Vierte Frauen-Führungskräftetagung der Deutschen Assekuranz in Köln (Top-Managerinnen-Konferenz)
Die Zukunft gehört den Mutigen und den Schnellen
„Alexa, suche mir eine Zahnzusatzversicherung!“ Wohl kaum einer hätte vor zwei Jahren mit diesem Satz etwas anfangen können. Doch der stete Wandel zwingt auch die traditionell eher konservative Versicherungswirtschaft, sich schnell und gleichzeitig kontinuierlich an eine komplexe, dynamische und unsichere neue Welt anzupassen.
Digitalisierung, KI, Innovation und Agilität waren die Themen, die das vierte Treffen von rund 140 Top-Managerinnen der deutschen Versicherungswirtschaft bestimmten. Wibke Weber, Direktor IT Architektur und Strategie der Allianz Deutschland AG, Susanne Justen, Head of People Experience Operations der AXA Konzern AG, und Dr. Katja Gerke, Leiterin Personalentwicklung der Versicherungskammer Bayern, diskutierten mit AGV-Geschäftsführerin und Moderatorin Betina Kirsch über ihre Erfahrungen bei der Transformation des eigenen Hauses zum agilen Versicherer. Einig war man sich, dass Agilität ein „Mindset“ sei, das in kleineren Teams intensiv geübt werden müsse, bevor es auf die klassische Großorganisation ausgerollt werde. Um dabei auftretende mitbestimmungsrechtliche Fragen schlank und elegant zu lösen, sei es zudem hilfreich, den Betriebsrat ins agile Team mitaufzunehmen. So sei der „positive Spirit“ für diesen hautnah erlebbar.
Vertrauen ist das wichtigste Gut
Interessante Thesen zu möglichen neuen digitalen Geschäftsmodellen der Versicherungsbranche lieferte Professor Dr. Florian Elert, Professor of Insurance Management an der Hamburg School of Business Administration. „Digitalisierung bedeutet maximale Kundenorientierung“ lautete die Kernaussage seines Vortrags. Der Aufwand sowie die Hemmschwelle beim Abschließen einer Versicherung müsse möglichst minimiert werden. Der Wettbewerb werde in der Zukunft nicht mehr zwischen Produkten, sondern zwischen Geschäftsmodellen stattfinden. Themenfelder wie Smart Home, Smart Car, Smart Health müssten von Versicherern aktiver besetzt werden. Das Vertrauen der Kunden in ihre Versicherung sei ein wichtiger Wettbewerbsvorteil der Branche, die schon heute über zahlreiche wertvolle Daten der Kunden verfüge.
Ausrüsten statt Aufrüsten
Wie Wandel auch in einem traditionell wenig wandlungsfähigen Umfeld angestoßen werden kann, wusste Dr. Katrin Suder zu berichten. Die Vorsitzende des Digitalrats der Bundesregierung war vier Jahre lang Staatssekretärin im Bundesverteidigungsministerium und hat in dieser Zeit, dem Prinzip „Ausrüsten statt Aufrüsten“ folgend, das Beschaffungsmanagement der Bundeswehr grundlegend verändert und auch das Thema Diversity vorangetrieben. Offen und ehrlich stellte sie sich zahlreichen Publikumsfragen. Sie habe als Staatssekretärin total unterschätzt, wie sehr sich die Presse plötzlich für ihr Privatleben interessiere. Das müsse man erst verdauen. Bevor sie sich zu einem Termin mit der Kanzlerin verabschiedete, appellierte sie an die Teilnehmerinnen: „Wir brauchen da draußen mehr Frauensolidarität, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft. Noch immer sind Frauen eher als Einzelkämpferinnen unterwegs!“
No formance statt performance
Wie wird unser Gehirn eigentlich mit dem zunehmenden digitalen Multitasking fertig? Antworten auf diese Frage gab der Neurologe Dr. Bernd Hufnagl. Er plädierte dafür, öfter mal loszulassen, unser Leben nicht an To-do-Listen zu orientieren und dafür einfach mal wieder die Gedanken schweifen zu lassen. „Durch den permanenten Erfolgsdruck werden wir immer ungeduldiger, weniger aufmerksam und verlieren damit die so wichtige Außenperspektive – No formance statt performance“, so sein Plädoyer an die Teilnehmerinnen.
Die Vorsitzende des AGV-Branchenbeirats „Frauen in Führung“, Sarah Rössler, Mitglied des Vorstandes der HUK-COBURG Versicherungsgruppe, erinnerte an den Urgedanken der AGV-Managerinnenkonferenz: In Zeiten stark rückgewandter Ideologien in den USA (Trump) und Deutschland (AfD) sei es besonders wichtig, sich für all das stark zu machen, was Frauen in den letzten 100 Jahren erreicht haben.
Teilnehmerstimmen zur Tagung (aus der Feedbackauswertung):
- „Weiter so, gut investierte Zeit!“
- „Vielen Dank. Es war wieder eine großartige Veranstaltung. Und das bereits zum vierten Mal!“
- „Tolle Stimmung, bin mit sehr viel Energie nach Hause gefahren! Vielen Dank.“
Folgende Meetups wurden auf der Tagung angeboten:
Titel des Meetups | Moderator/in | ||
Meetup 1 | Leadership der Zukunft/Arbeiten 4.0: Führen von virtuellen und interdisziplinären Teams | Caroline Schlienkamp, Leiterin Group Legal Hannover, Talanx AG | |
Meetup 2 | Wie kann ein Kulturchange hin zu mehr Agilität in hierarchiegeprägten Organisationen gelingen? | Wibke Weber, Direktor IT Architektur und Strategie, Allianz Deutschland AG | Dr. Katja Gerle, Leiterin Personalentwicklung, Versicherungskammer Bayern |
Meetup 3 | Versicherung erlebbar machen - wie die Digitalisierung das Versicherungsgeschäft verändert | Prof. Dr. Florian Elert, Professor of Insurance Management, Department of Finance & Accounting, Hamburg School of Business Administration | |
Meetup 4 | Innovationsgeist stärken: Wir fördert man Kreativität und Ideenreichtum in der Belegschaft trotz zunehmendem operativen Druck? | Dr. Isabelle Kürschner, Beraterin und Auditorin | |
Meetup 5 | Re-/Upskilling: Welche Jobs wird es künftig noch geben? Wie bilden wir uns und unsere Mitarbeiter in der digitalen Welt weiter? | Dr. Katharina Höhn, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft |