Sitzung des Branchenbeirats am 12. Juli 2023 in München
Lohntransparenz erhöht Erfolg von Stellenanzeigen
Lohntransparenz, Equal Pay und inklusive Unternehmenskulturen standen im Vordergrund der Sommersitzung des AGV-Branchenbeirats „Women in Leadership & Culture“, moderiert von Vorsitzender Ulrike Zeiler, Allianz Versicherungs-AG.
Einen spannenden Einblick in die „Inclusion First DEI strategy“ bei der Swiss Re, gab Danka Walter, Head of HR Germany. Interessant war, zu erfahren, wie man einen solchen Prozess global aufstellt – zumal jedes Land eigene „Culture-Themen“ hat und DEI unterschiedlich interpretiert. Als Beispiel nannte Walter die Einführung eines „Global Parental Leave“. Demnach erhält bei der Swiss Re weltweit die primäre Bezugsperson 16 Wochen und der Partner/die Partnerin vier Wochen bezahlte Freistellung bei der Geburt eines Kindes. In einigen Ländern führt dieses Programm zu einer deutlichen Erleichterung für „neue“ Eltern – in anderen existieren bereits großzügige staatliche Unterstützungsprogramme. Bemerkenswert fanden die Beiratsmitglieder, dass die Swiss Re nun alle Führungsstellen auch auf 80 % Teilzeitbasis ausschreibt und global einen bereinigten gender pay gap von 1,7 % errechnet hat.
Kathrin Janicke, Executive Projektleiterin Personal in der Allianz Versicherungs-AG, berichtete über den intensiven Prozess der Edge Zertifizierung, einem weltweit führenden Zertifizierungsstandard im Bereich Geschlechtergerechtigkeit. Neben fairer Bezahlung werden auch die Gleichberechtigung der Geschlechter im Recruiting- und Beförderungsprozess, bei Entwicklungsprogrammen und Arbeitszeitmodellen sowie die Unternehmenskultur untersucht Auch wenn der Prozess aufwändig gewesen sei, hätten die im Prozess gewonnenen Ergebnisse (u.a. aus Mitarbeiterbefragungen, statistischen Analysen und Fragebögen) neue Erkenntnisse gebracht, die auch im Vorstand auf großes Interesse gestoßen seien.
Laut Indeed legen ein Fünftel der Unternehmen, die dort ihre Stellen schalten, die Gehaltsbänder offen. In einer Befragung von Stepstone sagen gut 80 %: „Ich bewerbe mich mit höherer Wahrscheinlichkeit auf eine Stellenanzeige, wenn dort konkrete Angaben zum Gehaltsrahmen gemacht werden“. Auch die Klickzahlen auf solche transparenten Anzeigen seien nachweislich höher, berichtete Betina Kirsch, Geschäftsführerin AGV. In der Versicherungsbranche ist eine solche Lohntransparenz im Bewerbungsprozess bisher eher selten. In naher Zukunft wird sich die bisherige „stumme Praxis“ jedoch ändern. In der EU-Lohntransparenzrichtlinie, die bis Frühjahr 2026 der Umsetzung in deutsches Recht bedarf, ist eine solche „Offenlegung“ in Stellenanzeigen verpflichtend vorgegeben.