Versicherungskammer Bayern: Frauen-Symposium – sich trauen und aktiv werden
Interview mit Claudia Scheerer, Leiterin Unternehmenskommunikation / Pressesprecherin, und Edith Strauß, Leiterin Interne Kommunikation
Frau Strauß, mit welchen Maßnahmen engagiert sich die Versicherungskammer Bayern im Bereich Diversity?
Edith Strauß: Wir sind 2012 mit der Gründung eines Frauennetzwerks gestartet. Im Jahr 2015 haben wir das Thema erweitert zur Diversity-Initiative und eine Governance-Struktur dazu etabliert mit einem Lenkungsausschuss und einem Kernteam. 2016 haben wir erstmals vier Arbeitsgruppen initiiert, bestehend aus Abteilungsleitern, die freiwillig und eigeninitiativ jeweils einen Arbeitsauftrag im Kontext Diversity entwickelt und umgesetzt haben. Ein Thema war die Frauenförderung.
Mädchen schreiben gute Noten in der Schule und der Anteil an Hochschulabsolventinnen wächst stetig. Dennoch sind mehr Männer als Frauen in Führungspositionen. Woran liegt das?
Claudia Scheerer: Genau diese Fragestellung hat uns ebenfalls umgetrieben. Deshalb haben wir unsere Mitarbeiterinnen zwischen 20 und 35 Jahren einfach selbst gefragt. In einer anonymen Befragung haben wir festgestellt, dass Frauen nach wie vor dieselben Beweggründe wie vor 20 Jahren davon abhalten eine Führungsposition anzustreben.
Und welche Gründe sind das?
Edith Strauß: Die Vereinbarkeit von Karriere und Familie ist für Frauen nach wie vor ein Thema. Wann soll ich ein Kind bekommen? Bleibt bei einer verantwortungsvollen Position noch genug Zeit für die Familie? Diese Fragen treiben Frauen um. Auch die Gesellschaft spielt eine Rolle. Nach wie vor beeinflussen klassische Rollenbilder das Verhalten von Frauen im Berufsalltag. Dadurch trauen sie sich bestimmte Aufgaben nicht zu und machen so bei der Besetzung von Führungspositionen zu wenig auf sich aufmerksam.
Wie ging es nach der Mitarbeiterbefragung weiter?
Claudia Scheerer: Wir wollten Frauen zeigen, dass es auch anders geht. Deshalb hat unsere Diversity-Initiative das Symposium „Frauen und Karriere – wir zeigen wie“ veranstaltet.
Sie haben also ein Symposium durchgeführt. Wie lief die Veranstaltung ab?
Edith Strauß: Knapp 100 Mitarbeiterinnen im Alter von 20 bis 35 Jahren haben am Standort München am Symposium teilgenommen. Wir haben eine Art Podiumsdiskussion veranstaltet. Dabei haben zwei Frauen und ein Mann von ihren Erfahrungen berichtet. Sie sind ungewöhnliche Wege gegangen, haben Karriere und Familie unter einen Hut gebracht. Wir wollten so neue Vorbilder kreieren und Klischees aus dem Weg schaffen. Anschließend gab es ein „Speed-Dating“: Die Teilnehmerinnen konnten mit Kollegen und Kolleginnen über ihre persönlichen Fragen sprechen und sich an Marktständen über die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Karriere und Familie in unserem Konzern informieren.
Welche Fragen wurden auf dem Symposium diskutiert?
Claudia Scheerer: Von der Elternzeitvertretung bis zur Kinderbetreuung war alles dabei. Der Tenor der Veranstaltung war aber, dass man sich trauen soll und auch Hilfe annehmen darf.
Wie wurde die Veranstaltung von den Mitarbeiterinnen angenommen?
Edith Strauß: Von den Teilnehmerinnen haben wir durchweg positive, ja sogar begeisterte Rückmeldungen bekommen.
Und wie haben die männlichen Mitarbeiter auf das Symposium reagiert?
Edith Strauß: In der Arbeitsgruppe, die das Symposium organisiert hat, haben zwei Männer aktiv mitgearbeitet. Beim Symposium selbst hat auch ein Mann seine persönlichen Erfahrungen zu Beruf und Familie offen vorgetragen. Im Nachgang meldeten sich einige Männer bei der Arbeitsgruppe, um sich eine ähnliche Veranstaltung zu wünschen.
Wie geht es weiter? Wird es das Format weiterhin in Ihrem Konzern geben?
Claudia Scheerer: Zunächst möchten wir Frauen an unseren anderen Standorten das Symposium anbieten. Zudem haben wir Beraterinnen etabliert, die Frauen, die noch unschlüssig sind oder denen noch das letzte Quäntchen Mut für den Schritt zu einer Führungskraft fehlt, mit wertvollen Tipps zur Seite stehen.
Edith Strauß
Versicherungskammer Bayern
Leitung interne Unternehmenskommunikation